Bechsteinfledermaus   - Foto: Fledermaus-AG WHV+FRI
Bechsteinfledermaus - Foto: Fledermaus-AG WHV+FRI
Foto: Tobias Pelz
Foto: Tobias Pelz

Fledermauswinterquartierzählungen
Januar 2017

Die erste diesjährige Winterzählung von Fleder-mäusen in Friesland, Wilhelmshaven und Wittmund wurde als Gemeinschaftsarbeit von BUND Friesland und NABU Wilhelmshaven vom 4. Januar bis 10. Januar 2017 durchgeführt.

 

In 27 unter- und oberirdischen Bunkern und Gängen wurden unter der Leitung von Bernd Pannbacker, BUND Friesland, Fledermausbetreuer in Friesland und Wilhelmshaven sowie Klaus Börgmann, NABU Wilhelmshaven, Naturschutzbeauftragter und weite- ren Intensiv-Fledermausinteressierten insgesamt 499 Fledermäuse aus 6 Arten gefunden.

 

Besonders erwähnenswert ist das Vorkommen von Mausohren sowie Teichfledermäusen in unserer Region. Außerdem wurden Wasser- und Fransen-fledermäuse sowie Braune Langohren festgestellt. Eine 6. Art muss noch bei der Februarkontrolle bestimmt werden. Über 1.000 m Räumlichkeiten werden jährlich 2 x auf Fledermausvorkommen un- tersucht.

 

Die 2. diesjährige Kontrolle findet im Februar statt, bei der Experten anreisen, um auch weitere Quartiere zu untersuchen.

 

(Text: Bernd Pannbacker, sh. auch Website des BUND Friesland)

Braunes Langohr - Foto Klaus Börgmann
Braunes Langohr - Foto Klaus Börgmann
Großes Mausohr - Foto: Klaus Börgmann
Großes Mausohr - Foto: Klaus Börgmann
Fransenfledermaus - Foto: Klaus Börgmann
Fransenfledermaus - Foto: Klaus Börgmann

Fledermausschutz

Wilhellmshavener Zeitung  v. 6.12.2014
Wilhellmshavener Zeitung v. 6.12.2014

Als spezialisierte Säugetiere ernähren sich Fledermäuse ausschließlich von Insekten. Sie jagen nachts und schlafen tagsüber.

Gebäuderenovierungen, Fällen hohler Bäume, verschließen von Stollen und Höhlen und Ein-

satz von Giftstoffen führten in den letzten Jahren in steigendem Maße zur Vernichtung geeigneter Sommer- und Winterquartiere.

In Absprache mit der Unteren Naturschutz-

behörde, hat die NABU-Kreisgruppe Wilhelmshaven e. V. bekannte bzw. potentielle Fledermausquartiere gesichert.

Bei Fragen und Problemen zum Thema Fledermäuse wenden Sie sich bitte an:

  

Klaus Börgmann

                       04423 – 91 40 99 oder 98 (AB)

                              Klaus_boergmann@yahoo.de

 

 

 

Mehr  zum Fledermausschutz

 

Seit über 50 Millionen Jahren gibt es Fledermäuse in Deutschland - die letzten 50 Jahre hat der Mensch sie allerdings an den Rand der Ausrottung gebracht.

 

Weltweit gibt es 900 Fledermausarten. Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus und Großer Abendsegler sind die häufigsten Vertreter der in Niedersachsen vorkommenden 17 heimischen Arten. Nahrungsmangel, zum Beispiel durch den Einsatz von Insektiziden oder durch den Verlust an landschaftlicher Vielfalt, Quartierverlust und -mangel sind die wichtigsten Ursachen für einen dramatischen Rückgang der Fledermauspopulationen in Deutschland.

Nach ihrem Winterschlaf, der bis zu sechs Monate andauern kann, gehen unsere Fledermäuse vom Frühjahr bis in den Herbst immer nachts auf die Jagd. Auf dem Speiseplan der heimischen Arten stehen fast ausschließlich Insekten. Jede Nacht brauchen sie Insektennahrung und fressen Mengen, die etwa ein Drittel des eigenen Körpergewichtes ausmachen - bis zu zehn Gramm pro Einzeltier; ca. zwei Pfund in den Sommermonaten.

Nahezu lautlos flattert die Fledermaus durch die Dunkelheit und vertilgt Nachtfalter und Mücken. Bei der Jagd verlässt sich die Fledermaus, auch wenn sie verhältnis-

mäßig gut sehen kann, auf ihren Gehörsinn. Mit ihrer berühmten Ultraschallecho- ortung orientiert sie sich und erfasst ihre Beute. Durch Mund und Nase werden Ultraschalllaute ausgestoßen und anhand der Echos Distanz, Richtung, Größe, Form und Struktur des Beuteinsekts analysiert. Leider lauert in der Beute auch eine Gefahr: Insekten sind vielfach durch Pflanzenschutzmittel oder andere Chemikalien belastet. Die mit der Nahrung aufgesammelten Gifte häufen sich im Fledermauskörper und schwächen die Tiere selbst oder den Nachwuchs. So stehen alle diese wendigen Flieger auf der Roten Liste, einige Arten sind vom Aussterben bedroht.

 

Quartierverlust und -mangel sind weitere Faktoren die unsere Fledermausarten in der Existenz gefährden. Winterquartiere in Höhlen, Stollen oder Kellern wurden ver-

schlossen oder die Tiere dort immer wieder gestört. Sommerliche Tagesschlafplätze fehlen, unter anderem weil in den bewirtschafteten Forsten kein Altholzbestand geduldet wurde. In Dachstühlen verenden die in Kolonien lebenden Säugetiere, wenn zum Beispiel giftige Holzschutzmittel eingesetzt werden oder sie werden vertrieben, weil die Dächer hermetisch verschlossen werden. Auch der Straßenverkehr fordert Opfer unter den Fledermäusen: Mit ihrem sonst so perfekten Ortungssystem können sie sehr schnelle Objekte wie Autos, anscheinend nicht richtig erfassen. Die Zahl der zufällig gefundenen Unfallopfer ist vermutlich nur ein winziger Bruchteil der tatsäch-lichen Zahl.

 

Alle heimischen Fledermäuse jagen und orientieren sich mit Hilfe der so genannten Ultraschall-Echo-Ortung. Die Laute werden in einem Bereich von etwa 20 bis zu 100 Kilohertz (Khz) erzeugt. Jede Fledermausart hat dabei ihre besondere Rufcharakteristik und nutzt bestimmte Frequenzbereiche. Sie sind allesamt für den Menschen nicht wahrnehmbar, denn die menschliche Hörfähigkeit endet bei ca. 16 - 18 Khz. Der "Bat-Detektor" überbrückt genau diesen menschlichen Schwachpunkt, indem er die hochfrequenten Rufe der Fledermäuse in hörbare Laute abwandelt. Mit dem "Bat-Detektor" lassen sich die Tiere nun beobachten, die sonst im nächtlichen Dunkel verborgen, lautlos nach Insekten jagen.

Nächtliche Exkursionen mit dem Bat-Detektor zu Fledermaus-Jagdrevieren in Wilhelmshaven werden von NABU-Fledermauskundlern angeboten.

 

Aufgabe der heutigen Fledermausforschung ist es u. a. mit Hilfe der Bat- Detektoren festzustellen, wo die zurückgezogen lebenden Tiere ihre Quartiere haben, wo sie jagen und über welche Strecken (bis zu zwanzig Kilometer!) sie die Jagdgebiete erreichen.
Nach dem Motto: "Wir können nur schützen, was wir kennen!" ist es dann möglich Quartiere und Einflugmöglichkeiten zu sichern, vielfältige Strukturen unserer Land-

schaft, wie Hecken und Alleen, zu erhalten und auszubauen, sowie Hilfestellungen für Hausbesitzer bei Umbau und Renovierung zu geben. Das Anbringen von Fledermaus-

kästen hilft als ein Ersatz für fehlende natürliche Quartiere in Wäldern, dort wo zum Beispiel Spechthöhlen in alten Bäumen fehlen.

 

Nur ein Teil der 23 in Deutschland vorkommenden Arten suchen im Sommer die menschliche Nähe. Die Dachböden oder andere Unterschlupfmöglichkeiten in Häusern bieten den Tieren als Ersatzhöhlen optimale Bedingungen für die Aufzucht des Nachwuchses. Fledermäuse bringen im Frühsommer ihre Jungen zur Welt. Sie brauchen möglichst zugluftfreie, warme und störungsfreie Plätze. Einige Arten, wie das Große Mausohr, hängen frei an den Dachbalken, andere nutzen engste Spalten zwischen den Pfannen oder hinter der Fassadenbekleidung als Quartier. Oft sind es die Wochenstuben der Fledermäuse, ein Zusammenschluss von Weibchen einer Art, die den Sommer getrennt von den Männchen leben und gemeinschaftlich ihre Jungen aufziehen.

 

Eher selten verraten sich die anwesenden Fledermäuse durch Geräusche. Häufiger finden sich unter ihren Hangplätzen ihre Hinterlassenschaften in Form von trockenen, durch Chitinreste glänzenden Kots oder Überbleibsel von Beuteinsekten. Diese Spuren können jedoch einfach weggefegt oder als hochwertiger Pflanzendünger im Garten sogar genutzt werden. Weitere Schäden verursachen die nützlichen Insektenjäger nicht, denn sie nagen nicht an Holz, zerbeißen keine Kabel oder zerstören keine Isolierung.

 

Die Gebäudenutzung durch Fledermäuse ist saisonal. Wenn nicht schon vorher das Quartier gewechselt wurde, lösen sich gegen Ende August, mit Beginn der Balzzeit, die Wochenstuben auf. Bis dahin sind die Jungtiere nach anfänglichen Flugversuchen auf dem Dachboden schon längst flugfähig. Sie werden nicht mehr gesäugt und jagen selbständig Insekten.

 

Der NABU Wilhelmshaven ist auf der Suche nach solchen Fledermausquartieren. Falls jemand weiß, wo  Fledermäuse zur Untermiete wohnen, würde sich der NABU über eine Mitteilung unter der  Tel.Nr.  04423 – 91 40 99 oder 98 (AB)   oder per e-mail  sehr freuen.

 

Breitflügelfledermaus   -   Foto: E. Menz / NABU
Breitflügelfledermaus - Foto: E. Menz / NABU
Zweifarbfledermaus   -  Foto:  K. Börgmann/ NABU
Zweifarbfledermaus - Foto: K. Börgmann/ NABU

 

 

 

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