Laudatio zum 60. Jubiläum des NABU-WHV von Werner Hoffmann

(gekürzt und mit kleinen redaktionellen Änderungen)

      

            60 Jahre Naturschutzbund in Wilhelmshaven

                              am 2. April 2011

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe NABU-Freundinnen und Freunde!

 

 

Anlässlich unseres 60. Geburtstages bin ich auf Spurensuche gegangen und dabei auf viele interessante Dinge gestoßen, die es Wert sind, sie noch einmal in Erinnerung zu rufen.

 

Der „Oldenburgische Bund für Vogelschutz e.V.“ wurde am 13.03.1951 in Jever gegründet. Er bestand aus den Ortsgruppen Jever, Varel und Wilhelmshaven. Während die Gruppen Jever und Varel nach einigen Jahren sich auflösten, wurde die Ortsgruppe Wilhelmshaven im Herbst 1977 unter Leitung von Dr. Friedrich Goethe in eine Kreisgruppe des DBV im Landesverband Niedersachsen überführt. Auswärtige Bürger hatten somit die Möglichkeit, Mitglied der Kreisgruppe zu werden, Gründungsmitglieder waren u.a. die hier anwesenden Ruth Mollenkott, Siegfried Hornig und Wilfried Oeltermann.

 

Wie aus der Vereinssatzung von 1951 hervorgeht, - ich habe das handschriftliche Original mitgebracht - bestand schon damals die Aufgabe des Vereins darin, sich in jeder Weise für die Erhaltung der Vogelwelt und ihrer Lebensräume einzusetzen. Die Abwehr von ungerechtfertigten Angriffen seitens der Menschen sowie seiner Haustiere, z.B. Katzen, sowie durch Dezimierung gefiederter Kulturfolger, sofern sie für empfindlichere Arten eine Bedrohung darstellen, wurde gefordert. Ich vermute, hier waren die Elstern gemeint. Durch Vorträge, Exkursionen, Presse und Film sollte bei der Bevölkerung, namentlich auch bei der Jugend, mehr Verständnis für die freilebenden Vögel als ästhetisch und wirtschaftlich wertvoller Teil unserer Heimat geweckt werden.

 

Der Jahresbeitrag betrug 1,-- DM. In begründeten Fällen konnte er auf -,50 DM ermäßigt werden.

Mit einem „Heil und Sieg“ gratulierte der Vorsitzende des „Oldenburgischen Bund für Vogelschutz e.V. Jeverland“, Herbert Zeidler, dem 2. Vorsitzenden Max Riegel in Wilhelmshaven zur Gründung der Gruppe.

Sieben Jahre nach Kriegsende eine doch sehr fragwürdige Gratulation.

           

                                       

Es könnte möglich sein, dass wir heute sogar unseren 101. Geburtstag feiern würden. Mir liegt ein Jahresheft des Stuttgarter Bundes für Vogelschutz aus dem Jahre 1951 vor, in dem zu lesen ist, dass im Jahre 1910   21.900 Mitglieder deutschlandweit in 341 Ortsgruppen organisiert waren, darunter die Ortsgruppe Wilhelmshaven mit 16 Mitgliedern. Weil es aus dieser Zeit aber keinerlei Unterlagen gibt, sind wir bescheiden und feiern heute unseren 60. Geburtstag.

 

In all' den Jahren hat es der NABU zu einem erfolgreichen Verein mit einem intakten „Familienleben“ gebracht. Dank dafür an die 10 Vorsitzenden. Professor Dr. Rudolf Drost, Max Riegel, Bruno Buns, Bernhard Meyer, Siegfried Hornig, Dr. Friedrich Goethe, Richard Baier, Günter Röpken, Klaus Börgmann und Wilhelm Kaufmann.

 

Zum 1. Vorsitzenden im Jahr 1951 wurde Professor Dr. Drost, Leiter der Vogelwarte Helgoland, gewählt. Er übernahm den Vorsitz unter der Voraussetzung, daß Max Riegel

" 2. Geschäftsführender Vorsitzender“ wird und Prof. Drost nur für wichtige Unterschriften zur Verfügung steht und an der Generalversammlung teilnimmt. " Aus pekuniären (geldlichen) Erwägungen ist diese Regelung durchaus vorteilhaft “ so steht es in den Annalen.

Später wurde Dr. Drost zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Bis 1956 übte er dieses Amt aus und Max Riegel erledigte die praktische Arbeit als 2.Vorsitzender.


1956 wurde Bruno Buns zum 1. Vorsitzenden gewählt. Max Riegel blieb 2. Vorsitzender, von 1969 bis 1971 war Bernhard Meyer 1.Vorsitzender. Sein  Nachfolger wurde Siegfried Hornig, der am 20.03.1969 in den "Oldenburgischen Bund für Vogelschutz“ eintrat. Sein Mitglieds- beitrag betrug damals bereits 3,-- DM im Jahr. Ich habe seine Mitgliedskarte Nr. 27 mitgebracht. Im Jahr 1977 übernahm Dr. Friedrich Goethe, Leiter der Vogelwarte Helgoland, diese Aufgabe, die er bis 1993 ausführte.

Sein erfolgreiches Wirken und Arbeiten füllt mehrere Ordner. Er wurde 1988  zum Ehren- vorsitzenden ernannt. Bereits am 25.06.1951 trat er in den DBV ein. Bis zu seinem Tode im Jahre 2003 war er 52 Jahre Mitglied unseres Vereins. Sein Nachfolger wurde 1988 Richard Baier, dann folgten 1993 Günter Röpken, 2000 Klaus Börgmann und 2002 Wilhelm Kaufmann, der dieses Amt zur Zeit mit großem Erfolg ausführt.

 

Auf meiner Spurensuche, 60 Jahre Naturschutz in Wilhelmshaven, war ich immer wieder begeistert von den vielseitigen Aktivitäten unserer Vorgänger. Sie alle zu schildern, würde Stunden in Anspruch nehmen. Daher hier die für mich erwähnenswerten Ereignisse.

 

 In den ersten Jahren standen der Vogelschutz, der Baumschutz und der Landschafts- schutz im Vordergrund. Großzügige Spenden konnten von Bürgern und der Wirtschaft

verbucht werden. Olympia Werke, Firma Leffers, Sparkasse, Erbschaften.

 

1968 - bei einer Exkursion ein seltener Anblick von 3 Eisvögeln im Stadtpark

 

1978 - die Kreisgruppe betreut 33 Wintervogelfutterhäuser im Stadtgebiet

        - die WZ berichtet am 29.03.  " - Saatkrähen - ein Stück Heimat " -.

        - DBV verurteilt Feuerwerk anlässlich " Wochenende an der Jade " im

          Kurpark. Einspruch hat Erfolg, 1979 eingestellt

 

1980 - Exkursion zur Vogelschutzinsel Mellum

        - 35 Vogelfutterstellen werden im Stadtgebiet betreut

        - am 4. April geht es um 04:00 Uhr zur Exkursion zum Lengener Meer

 

1981 - Jugendtreff im Bereich Kläranlage Coldewey unter großer  Anteil-   

          nahme der Öffentlichkeit eingeweiht. In 10 m Höhe ein abenteuer-

          liches Domizil für die Jugendlichen.

        - Jugendgruppe baut Nester für die nützlichen Saatkrähen und hängt sie

          in Coldewey gemeinsam mit der Feuerwehr auf.

        - Verleihung des Umweltpreises der Stadt Wilhelmshaven für die Tätigkeit

          zur Erhaltung naturnaher Flächen an Siegfried Hornig, 1.000,-- DM gehen

          an die Kreisgruppe

        - bereits vor 30 Jahren hielt Dr. Onno Onken einen Vortrag über die Wild-

          gänse beim DBV

 

1982 - Maadeaue wird durch Kreisgruppe Landschaftsschutzgebiet

 

1985 - Durch Einsatz mehrerer Naturschutzverbände, auch DBV - Dr. O. Onken 

          werden in der Leybucht statt 1.000 Hektar nur 80 Hektar eingedeicht.

        - DBV verkauft 3105 Lose der Naturschutzlotterie " Rettet unsere Vögel".

          Hierfür besonderes Lob.

 

1989 - Die Jugendgruppe unter Leitung von Gerhard Thesing erhält für ihre

          Leistungen den Umweltpreis der Stadt Wilhelmshaven i. H. v. 400,-- DM.

          Von 25 Vorschlägen wurden nur 3 Gruppen ausgezeichnet.

 

1992 - Installation eines Brutfloßes auf dem Barghauser See mit Grünflächen-

          amt und Feuerwehr

 

1993 - NABU spendet 2.500,-- DM für den Schutz der Seeschwalben gegen  

          Ratten auf der Brutinsel im Banter See. Heute brüten dort 450 Paare

 

1994 - 2 ausgediente Trafo-Häuser vom Gas- u. E-Werk für jährlich 1,-- DM

          gepachtet. Wohnstätte für Schleiereulen

        - Kauf des 10 ha großen Feuchtwiesengrundstücks am Hessenser Weg.

          Dieses wurde durch die überaus großzügige Spende eines Wilhelms-

          havener Kaufmanns möglich. Erste Maßnahme war die Untersuchung 

          auf Kampfmittel aus dem letzten Krieg. 2 Teiche wurden angelegt,

          heute sind es 4      

 

1998 - Juni Fledermausexkursion mit 78 Teilnehmern im Stadtpark

        - Werbeaktion mit Studenten, brachte einige Neuzugänge an Mitgliedern

        - Kopfweidenaktion in Fedderwarden mit über 20 Teilnehmern unter

          Leitung von Dr. Heinrich

 

1999 - Im Februar wurde in Gemeinschaft mit der Städt. Feuerwehr das

          Brutfloß auf dem Barghauser See instandgesetzt, 20 Zentner Kies und

          26 m lange Ketten zur Verankerung

        - im März fuhren wir zur Gänsebeobachtung ins Rheiderland

        - am 16. Mai Fahrt unter Führung von Lore Hübner zur Vogelbeobachtung

          an den Dümmer

 

2001 - Erwerb der Breddewarder Sandentnahmestelle, ein 5 Hektar großes

          Schilf-Röhricht-Gebiet. Durch Zukauf sind es heute 9,5 Hektar

        - 50 Jahrfeier im Gorch-Fock-Haus mit OB Menzel, Bezirksregierung und

          Landesverband, Gastrednerin war die Staatssekretärin Gila Altmann vom

          Umweltministerium

 

2002 - nach 25-jährigem Kampf mit den Behörden unter Einsatz von fünf Vor-

          sitzenden des Vereins wurde das 34 Hektar große "Jadewäldchen ", der

          Bordumer Busch, endlich Naturschutzgebiet

        - Renate Hörmann und Günter Röpken wurden mit der silbernen Ehren-

          nadel ausgezeichnet

 

2003 - Kauf der Info-Zentrale in Rüstersiel

 

2004 - Kauf eines 5 Hektar großen Grundstücks mit eiszeitlichem Wiesenkolk in

          Moorhausen am Bösselhauser Weg

 

2005 - Gastvortrag des Kriminalbiologen Dr. Mark Benneke über die "Klärung

          von Mordfällen durch Fliegen"

        - Besuch des Landesvorsitzenden Hans-Jörg Helm in der Info-Zentrale

 

2006 - Bingo-Lotto stellt 1500,-- € für das Ausbaggern von 2 Teichen am

          Hessenser Weg bereit

        - Aufstellung einer Aussichtsplattform in Moorhausen

        - NABU-Präsident Olaf Tschimpke zu Besuch in der Info-Zentrale,

          begleitet von Umweltminister Sander und dem Landesvorsitzenden Helm

 

2008 - Einweihung einer Beobachtungsplattform in Breddewarden, gefördert

          von der > Johanne Heycken Stiftung <

        - NAJU-Jugendgruppe als beste in Deutschland ausgezeichnet

 

2009 - Einrichtung eines Naturlehrpfades am Hessenser Weg

        - Gemeinsame Resolution mit 7 Wilhelmshavener Umweltverbänden

          zum Thema:

                  -  Erhalt EU-Vogelschutzgebiet Voslapper Groden Süd

                  -  Erhalt Grünbestand in Wilhelmshaven

                  -  Erhalt einer gesunden Umwelt in der Jade-Region

 

2011 - Am 2.4.2011 Feier zum 60. Geburtstag

 

Abschließend noch ein paar Sätze zu unserem Verein. Wir sind ein Naturschutz-

verein mit knapp 400 Mitgliedern. Unsere Hauptaufgaben sind:

 

                       Biotopschutz

                       Pflanzenartenschutz

                       Tierartenschutz

                       Baumschutz

                       Öffentlichkeitsarbeit

 

Besonders stolz sind wir auf

                       die Ausweisung des ' Bordumer Busches ' als Naturschutzgebiet,

                       den Voslapper Groden als EU-Vogelschutzgebiet,

                       die Maade und den Barghauser See als EU-Fledermausschutz-

                       gebiet,

                       unsere 3 Grundstücke, mit insgesamt 25 ha sowie Info-Zentrale,

                       5 Fernsehauftritte und

                       ein harmonisches Miteinander bei unserer gemeinsamen Arbeit.

 

Ich danke  Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und mein besonderer Dank geht an die

Initiatoren und Gestalter dieser Feier.